Vorgestellt: Die Sächsische Landesstelle für nachbarsprachige Bildung

27.06.2024

Wir kennen die „LaNa“ schon länger und sind immer wieder in Kontakt mit ihr, doch was steckt eigentlich genau dahinter? Was bedeutet das Motto „Nachbarsprachen von Anfang an“ und wer profitiert von den Angeboten entlang den sächsisch-polnischen und sächsisch-tschechischen Grenzraums? Wir sprachen mit Frau Dr. Regina Gellrich, der Leiterin der Landesstelle Nachbarsprachen.

Liebe Frau Dr. Gellrich, die Sächsische Landesstelle für nachbarsprachige Bildung (früher: Sächsische Landesstelle für frühe nachbarsprachige Bildung) kenne ich schon eine ganze Weile. Seit wann gibt es euch eigentlich und wie kam es zur Gründung?

LaNa: Liebe Frau Träger, vielen Dank für Ihr Interesse. Die Sächsische Landesstelle für nachbarsprachige Bildung – kurz: LaNa – feiert in diesem Jahr bereits ihr 10jähriges Jubiläum. Diesen 10 Jahren gingen viele weitere voraus, in denen wir uns in verschiedenen Kontexten, insbesondere im grenzüberschreitenden Bildungsnetzwerk der Lernenden Region PONTES und im Bundesprogramm LernenvorOrt, für die Förderung unserer Nachbarsprachen Polnisch und Tschechisch in unserer Dreiländerregion hier in der Euroregion Neiße stark gemacht haben. Der Landkreis Görlitz, der ja auch Träger der LaNa ist, ist zweifellos Vorreiter in diesem Bereich. 2012 haben wir dann beim Sächsischen Staatsministerium für Kultus ein Konzept eingereicht, um unser Know how und unsere Erfahrungen in einen sachsenweiten Entwicklungsprozess einzubringen. Unser Ziel war es, die entlang des gesamten sächsischen Grenzraums bereits vorhandenen Initiativen zu bündeln und zu vernetzen, voneinander zu lernen und auf diesem Wege gemeinsam zu systematisieren und weiterzuentwickeln.

Am 1. September 2014 konnten wir dann an den Start gehen und die LaNa als Kompetenz- und Koordinierungsstelle dieses Netzwerks aufbauen. Sachsen ist übrigens das einzige Bundesland, das mit einer solchen Struktur die Förderung von Sprache und Kultur des Nachbarlandes, beginnend bereits im frühkindlichen Bereich, systematisch unterstützt.

Euer Motto ist „Nachbarsprache von Anfang an“ – was verbirgt sich hinter nachbarsprachiger Bildung eigentlich?

LaNa: Wir verstehen nachbarsprachige Bildung als einen wesentlichen Baustein einer zukunftsfähigen Entwicklung der Grenzräume. Studien belegen eindrücklich, dass Sprachbarrieren zu den größten Hemmnissen für die, für die Zukunft dieser Regionen und der hier beheimateten Menschen ja essentielle, grenzüberschreitende Zusammenarbeit in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens sind. Es braucht hier Menschen, die das Leben vor Ort gemeinsam mit ihren Nachbarn gestalten und dafür braucht es insbesondere Kommunikation „auf Augenhöhe“ und interkulturelle Kompetenz im Miteinander.

Nachbarsprachige Bildung hat damit für uns eine andere Qualität als das Erlernen einer Fremdsprache: Es geht uns darum alle Bildungsmöglichkeiten, die der Grenzraum bietet, zu nutzen, damit sich die Menschen – vom Kind bis hin zu Senioren – ihr Lebensumfeld in der Grenzregion mit seinen sprachlichen und (inter-)kulturellen Besonderheiten erschließen und sich eben diese Kompetenzen für das Leben und Arbeiten im Grenzraum aneignen können. Und solche Bildungsmöglichkeiten bietet der Grenzraum in ganz besonderer Weise: Die Nachbarsprachen gehören heute quasi zum Alltag und Sprache und Kultur der Nachbarn können in der Begegnung und Interaktion mit Muttersprachlern in authentischen Kontexten erschlossen werden.

Damit bereits im frühkindlichen Bereich zu beginnen, in dem Kinder neugierig und unvoreingenommen ihr Lebensumfeld erkunden und spielerisch Sprache(n) erwerben, ist der nachhaltigste Weg dafür – deshalb: Nachbarsprache von Anfang an!

Und was sind dabei Eure Aufgaben und Angebote als Landesstelle? An wen richtet Ihr Euch?

LaNa: Grundsätzlich verstehen wir uns als Schnittstelle zur sachsenweiten Vernetzung aller Akteure aus Bildung, Zivilgesellschaft, Wissenschaft, Politik, Verwaltung .., die sich für die Entwicklung des sächsisch-polnischen und sächsisch-tschechischen Grenzraums engagieren und dabei die nachbarsprachige Bildung mit voranbringen wollen. Schlüsselpartner sind dabei insbesondere die Euroregionen, mit denen gemeinsam wir derzeit z. B. ein großes sächsisch-tschechisches Interreg-Projekt „Nachbarsprache von Anfang an! -Jazyk sousedů od začátku!“ auf den Weg gebracht haben. Hier leisten wir insbesondere fachliche Begleitung.

Außerdem bündeln wir Wissen und Beispiele guter Praxis und stellen diese der Allgemeinheit zur Verfügung. Unsere Nachbarsprachplattform www.nachbarsprachen-sachsen.eu ist der zentrale Zugang zu allen aktuellen Informationen rund um nachbarsprachige Bildung in Sachsen. Noch liegt der Hauptfokus auf dem Vorschulbereich, aber künftig werden wir dieses Portal für weitere Phasen des Lebenslangen Lernens sukzessive erweitern. Auch veranstalten wir Fachtage oder öffentlichkeitswirksame Aktionen, um das Thema der nachbarsprachigen Bildung immer wieder in den Fokus zu rücken und für alle dessen Potenziale und Möglichkeiten sichtbar und erlebbar zu machen. 2024 wird es z. B. erstmals Sachsenweite Aktionstage rund um Nachbarschaft und Sprache geben, die wir gemeinsam mit dem Sächsischen Staatsministerium der Justiz und für Demokratie, Europa und Gleichstellung (SMJusDEG) initiiert haben und koordinieren.

Und nicht zuletzt: Speziell für Kitas bieten wir ein umfangreiches Beratungsportfolio rund um frühe nachbarsprachige Bildung und stehen hier als Ansprechpartner für fachliche Begleitung, aber auch für Fragen rund um die Finanzierung grenzüberschreitender Kita-Partnerschaften u.v.a.m. zur Verfügung.

Kurzum: Unser Aufgabenfeld ist sehr spannend und vielfältig, wir stehen gern allen für Fragen und natürlich auch als kompetenter Partner für das gemeinsame Engagement rund um Nachbarschaft und Sprachen zur Verfügung.

Schaut gern auf unsere Seite www.nachbarsprachen-sachsen.eu, lest unseren Blog und abonniert unseren Newsletter – dann bleibt Ihr auf dem Laufenden, erfahrt von Terminen, unseren Aktivitäten und denen unserer Netzwerkpartner u.v.a.m. Und natürlich könnt Ihr dort auch aktiv eure Aktivitäten und Termine einbringen sowie weitere Akteure für eine Teilnahme begeistern. Ihr seid herzlich eingeladen!

Seit 2023 ist die Zuständigkeit für die Landesstelle vom Ministerium für Kultus ins Sächsische Staatsministerium der Justiz und für Demokratie, Europa und Gleichstellung gewechselt, die auch eine institutionellen Förderung nach sich zog. Was hat sich damit geändert und was bedeutet das nun für eure Arbeit und Ausrichtung?

LaNa: In der Tat wurden wir bis 2022 über eine jährlich neu zu beantragende Projektförderung (SächsKitaQualiRL) des Sächsischen Staatsministeriums für Kultus finanziert und haben uns deshalb auf das Thema der nachbarsprachigen Bildung in Kitas konzentriert. Mit dem Wechsel in das SMJusDEG und der Institutionalisierung der LaNa wertet der Freistaat das Thema nachbarsprachige Bildung nun weiter auf und ermöglicht uns als LaNa längerfristig angelegtes, strategisches Arbeiten, da die Förderung nicht mehr an Projektmittel geknüpft ist. Inhaltlich können wir nun über den Vorschulbereich hinaus agieren und nachbarsprachige Bildung im Kontext des Lebenslangen Lernens denken. Daran arbeiten wir jetzt konzeptionell und in enger Abstimmung mit dem Auftraggeber. Die bereits genannten 1. Sachsenweiten Aktionstage rund um Nachbarschaft und Sprachen sind z. B. ein Baustein dieser Erweiterung.

Ihr seid mit eurem monatlichen Angebot „čaj & kawa mit der LaNa“, einem Austauschformat für Kitas und interessierte Akteure rund ums Thema nachbarsprachige Bildung, bei uns im Sprachwerk verzeichnet.  Welche Termine stehen demnächst noch bei euch an?

LaNa: Ich schlage noch einmal intensiv die Werbetrommel für die Sachsenweiten Aktionstage vom 17.09. bis zum 01.10.2024: Hier sind alle Akteure –  egal ob Einzelpersonen, Kitas oder andere Bildungseinrichtungen, Vereine, Projekte, … –  herzlich eingeladen sich mit Aktionen oder Veranstaltungen vor Ort einzubringen und diese auf einer Aktionslandkarte sichtbar zu machen. Sagt es gern weiter! Alle Informationen dazu findet Ihr hier: https://www.nachbarsprachen-sachsen.eu/aktionstage

Ein besonderer Höhepunkt unsererseits ist das Trinationale Kita-Fachforum am 17.09.2024 – eine online-Veranstaltung für die Kitas in der deutsch-polnisch-tschechischen Grenzregion. Mehr Informationen gibt es unter https://www.nachbarsprachen-sachsen.eu/kita-forum2024.

Weitere Termine rund um das Thema findet Ihr unter https://www.nachbarsprachen-sachsen.eu/termine.

Für alle, die euch noch nicht kennen, wer ist im Team und wo kann man euch erreichen?

LaNa: Das LaNa-Kernteam bilden drei kompetente Damen, die sich dem Thema mit Herzblut verschrieben haben. Dazu zählen, neben meiner Wenigkeit als Leiterin und „konzeptioneller Kopf“, meine Kollegin Claudia Meusel, die sich um organisatorische und finanzierungstechnische Belange kümmert, und meine Kollegin Anne Bartusiak, die als wissenschaftliche Mitarbeiterin für die Beratung und Unterstützung der Kitas verantwortlich zeichnet. Darüber hinaus sind wir glücklich, dass wir seit Mitte Mai Olga Deckert in unserem Team haben. Sie ist Projektbearbeiterin im vorhin genannten sächsisch-tschechischen Interreg-Projekt „Nachbarsprache von Anfang an!“ https://www.nachbarsprachen-sachsen.eu/sncz.

Am besten sind wir erreichbar über https://www.nachbarsprachen-sachsen.eu/kontakt oder über unsere Team-Seite auf der Internetseite.

Vielen herzlichen Dank für das Gespräch und alles Gute für eure weitere Arbeit!

Foto: Sommertour der Sächsischen Staatsministerin Katja Meier 2023, Kita Sonnenhügel in Rothenburg (c) LaNa

 

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