Wer in Sprachenberufen tätig ist, wird oft gefragt: „Ich suche einen Übersetzer, kannst du mir einen empfehlen?“ Meistens stellt sich dann im Gespräch heraus, dass ein Dolmetscher benötigt wird, welche Sprachenrichtung eigentlich gemeint ist und um welchen Auftragsumfang es sich genau handelt. Der Laie bzw. Kunde ist schnell verwirrt und blickt in dem Dschungel an Möglichkeiten nicht gleich durch. Die folgenden Zeilen sollen ein wenig Licht in den Übersetzerkosmos bringen.
Der Unterschied zwischen Übersetzen und Dolmetschen
Es ist eigentlich ganz einfach:
- Übersetzen = die Übertragung eines schriftlichen Textes in einer andere Sprache, bspw. eine Broschüre, eine Internetseite, eine Bedienungsanleitung, ein Zeugnis, Literatur, uvm.
- Dolmetschen = die Übertragung eines mündlichen Textes in einer andere Sprache, bspw. bei Behörden, Verhandlungen, Konferenzen, Arztterminen uvm.
Dabei ist nicht jeder Übersetzer gleich ein Dolmetscher. Übersetzer sitzen am Computer und können Wörterbücher, Unterlagen und Telefonjoker verwenden, wenn sie vor allem bei Fachwörtern mal nicht weiter kommen. Nur die wenigsten sind als Dolmetscher tätig und haben durch jahrelanges Training diese Fähigkeit erworben. Man kann sie mit einem „wandelnden Wörterbuch“ vergleichen. Unter ihnen ist auch wieder zu unterscheiden zwischen
- konsekutiv = es wird immer abwechselnd gesprochen und anschließend gedolmetscht
- simultan = es wird gleichzeitig gesprochen und gedolmetscht (meist über Kabinen, Mikrofon- und Kopfhörersysteme)
- Flüsterdolmetschen = der Dolmetscher flüstert nur einer Person oder kleinen Gruppe die Übersetzung live ins Ohr
Was ist Sprachmitteln?
Darüber hinaus gibt es die Sprachmittler, die vor allem in Begegnungsprojekten, beispielsweise bei grenzübergreifenden Jugendbegegnungen nicht wegzudenken sind. Sie erfüllen neben der Rolle als Übersetzer und Dolmetscher auch noch eine interkulturelle Komponente, indem sie zum Beispiel bei Missverständnissen oder Problemen zwischen den jeweiligen Kulturen vermitteln.
- Sprachmitteln = mündliche Übertragung in eine andere Sprache unter Berücksichtigung und ggf. Erklärung der kulturellen Aspekte und Unterschiede. Als eine Form des Kommunaldolmetschens (community interpreting) meist zur Unterstützung der Kommunikation bei internationalen (Jugend-)Begegnungen. Weitere Merkmale: Einfühlen des Sprachmittlers in die Gruppe und die Thematik.
Was hat es mit dieser Beeidigung auf sich?
Unter den Übersetzern – wir wissen ja jetzt, wer das ist – gibt es auch diejenigen, die sich am Landesgericht vereidigt haben und als „beeidigte und öffentlich bestellte Übersetzer“ tätig sind. Sie sind autorisiert, beglaubigte Übersetzungen bspw. von Urkunden (Geburtsurkunde etc.) und Zeugnissen (Schulabschluss etc.) sowie notariellen Dokumenten anzufertigen. Sie haben einen Stempel, der nur gegen Vorlage der Beeidigung ausgestellt wird.
Auch auf unserer Sprachenplattform kannst du eine Menge beeidigter Übersetzer/-innen finden.
Spezialisierungen – oder gehen Sie mit Rückenschmerzen zum Zahnarzt?
Entgegen der gängigen Auffassung sind Übersetzer und Dolmetscher nicht alle wandelnde Lexika für alle Wörter dieser Welt, sondern haben, wie Ärzte auch, ihre Fachgebiete. Der eine ist auf technische Übersetzungen spezialisiert, die andere auf kulturelle oder geschichtliche Texte. Bei einer Auftragsanfrage ist es daher wichtig, im Vorfeld abzuklären, worum es in dem Text oder dem Dolmetschtermin geht, damit sich der Sprachexperte darauf einstellen kann. In den Profilen auf dieser Seite haben die meisten Kolleg/-innen ihr Themenspektrum und Referenzen angegeben, bei denen man abwägen kann, ob der jeweilige Übersetzer oder Dolmetscher für den Auftrag passt. Wer unsicher ist, kann unverbindlich nachfragen.
Der Preis
Wer mehr als eine Sprache beherrscht, kennt wahrscheinlich diesen Satz: „Kannst du mir mal schnell was übersetzen?“ Hier möchten wir freundlich, aber bestimmt darauf aufmerksam machen, dass man auch nicht zum Bäcker geht und fragt, ob man nur mal ein Brötchen kostenlos bekommen könnte. Die meisten Berufskolleg/-innen haben es sich zu eigen gemacht, für jede Zeile etwas nehmen, auch wenn es nur drei Sätze sind, und das ist richtig so. Denn es ist ihre Fähigkeit, die sie sich über Jahre angeeignet haben, und ihre Zeit, die sie benötigen, um zu lesen, abzuwägen und letztlich verständlich in die andere Sprache zu übertragen. Darüber hinaus findet die Kommunikation und Rechnungsstellung bei freiberuflichen Übersetzer-/innen und Dolmetscher-/innen auch über dieselben statt, auch wenn sie für eine Agentur arbeiten.
Orientierung findet man unter anderem auf der Seite des Bundesverbands der Dolmetscher und Übersetzer (BDÜ).
Anschaulich und amüsant wird die Übersetzer-/Dolmetscher-Thematik in der Publikation „Was hat sie gesagt? Übersetz doch mal schnell! – Ein Handbuch für Sprachmittler/innen“ von Ines Ackermann und Iwona Domachowska (DPJW) erklärt.
Du möchtet wissen, wie man Übersetzer oder Dolmetscher wird? In einem der nächsten Beiträge möchten wir die Ausbildungsmöglichkeiten für Übersetzer und Dolmetscher näher beleuchten. Also schau gern wieder vorbei oder abonniere den Newsletter, damit du keine neuen Infos verpasst.
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